Da wo das Gemüse wächst

Als der starke Wind in Menorca nachgelassen hat, machte sich am Steg grosse Aufbruchstimmung breit. Die Schiffe schwärmen wieder aus. Auch wir wollen weiter. Wir hatten genug Zeit um uns von der letzten Überfahrt zu erholen. Die nächste Nachtfahrt steht bevor. Wir segeln von Menorca nach Mallorca. Diesmal sind wir besser vorbereitet. Isa hat Chili eingekocht und Pestosauce und Nudelsuppen liegen bereit. Essen und Kochen trotz Seegang hat sich als wichtiges Thema heraus gestellt. Nur wenn wir regelmässig und genug Essen bleiben wir von der Seekrankheit verschont und haben genügend Energie für den Bordalltag. Die Nachtfahrt nach Mallorca verlief dann auch ohne Probleme. Der Wachplan von 20.00Uhr bis 08.00Uhr bewährt sich. Alle 3 Stunden wechseln wir uns ab. Unterwegs ist es ruhig, wenig Schiffe sind zu sehen. Die Stimmung in der Nacht auf dem Meer ist faszinierend. Der klare Sternenhimmel überwältigend schön.

In Mallorca lassen wir den Anker in der grossen Bucht “Ensenada de la Rapita” fallen. Der Anker landet auf gut haltendem Sandgrund. So haben wir auch bei drehenden Winden ein gutes Gefühl. Dummerweise hat sich dann bei einem „Wind-Dreher“die Kette um einen Steinhaufen gelegt. Zum Glück haben wir die Kette beim aufnehmen ohne Problem wieder frei bekommen. Also haben wir umgeankert, natürlich mit genügend Abstand zu diesen Steinen. Seit wir Bekanntschaft mit total überfüllten Ankerbuchten gemacht haben, setzen wir immer einen Ankerball. So sehen wir wo unser Anker liegt und das beste daran: die anderen Schiffe attackieren unseren Anker nicht mehr. Es gibt sie leider in jeder Ankerbucht: Schiffe (Entschuldigung, aber es sind meist Charteryachten) welche ihren Anker planlos und viel zu nah ins Wasser schmeissen. Wir sind auf jeden Fall begeistert von unserem Ankerball, auch wenn der Ball beim ersten Versuch mit samt Anker versoffen ist:-) (Gäu Chlöisu, hesch chli füu Gwicht ahghänkt…) In Mallorca verbringen wir vier ruhige Tage. Mittlerweile können wir Nalu mit einem guten Gefühl alleine lassen. Wir fahren mit dem Dingi in den Hafen zum einkaufen und gehen spazieren.

Am 13. August haben wir dann das ideale Wetterfenster. Endlich Ostwind! Wir starten auf unsere bislang längste Überfahrt. Um 8.00Uhr morgens nehmen wir den Anker auf. Wir setzten Kurs 235°. Es ist Samstag und wir werden diesen Kurs bis am nächsten Dienstag beibehalten. 34o Seemeilen haben wir vor uns. Unser Ziel ist Almerimar an der spanischen Festlandküste. Endlich haben wir Rückenwind. Wir fahren “Schmetterling”. Diesmal hat sich Isa bereits zu Beginn ein Pflaster gegen Seekrankheit hinters Ohr geklebt, das hat sich bestens bewährt. Unterwegs haben wir wieder viel viel Zeit. „S Füddle duet langsam weh vom umehocke;-)“ Isa näht unsere Schweizer Flagge wieder zusammen, diese beginnt sich bereits aufzulösen…Wir spielen “black Stories” zum Zeitvertreib (Danke Mike und Nadine). Wäre nicht Fischen die richtige Unterhaltung unterwegs? Aber wie und wer tötet den Fisch? Was ist wen ein riesiger Fisch anbeisst? Welcher Köder wäre wohl der richtige? Isa studiert den englischen Fisching Guide…irgendwie eine Wissenschaft diese Fischerei…das Thema wird vertagt. Falls uns jemand gute Tipps zum Hochseefischen hat, soll er uns doch ein Mail schicken:-) Am zweiten Tag hat der Seegang dann zugelegt, Yazzee Spielen geht nicht mehr. Die Würfel spicken davon:-) Es ist kein Land mehr zu sehen, auch nirgends ein anderes Schiff. Gegen Abend kommen dann die Wellen schön von hinten, so ist es gar nicht mehr so unangenehm. Wir nehmen eine Salzwasserdusche mit dem Pütz im Cockpit. Das war erfrischend. Zum Znacht gibts selbstgemachtes Chili aus dem Einmachglas. Um 20.00 Uhr geht Isa bereits ins Bett, Chlöisu hat die erste Wache. Die Müdigkeit hat zugenommen, einschlafen geht immer einfacher. Am dritten Tag auf See begegnet uns eine Schildkröte und drei Delfine. Das war richtig schön. Am Morgen des 4. Tages regnet es. Es sind die riesigen Treibhäuser von Almeria zu sehen. Unglaublich, alles ist mit Plastik überzogen. Wir sind da wo das Gemüse von Migros, Coop und Co. wächst! Wir haben gehört, das zum Teil bei starkem Wind die riesigen Plastikplanen aufs Meer geweht werden. Eine Katastrophe wenn einem so ein Ding im Propeller landet. Uns begegnet aber zum Glück nichts dergleichen.

Am Vormittag fahren wir in den Hafen von Almerimar an den Ankunftssteg und melden uns an. Haben wir richtig gehört? 15 Euro oder 50 Euro? Nein wirklich, es sind 15 Euro! Der günstigste Hafen seit wir unterwegs sind. Bis jetzt waren die Hafengebühren zwischen 50-90 Euro und dies für den gleichen Service. Auch an den anderen Schiffen im Hafen ist zu merken, das wir das Mittelmeer bald verlassen werden. Hier hat es keine Hochglanz-Charteryachten mehr. Endlich hat es Schiffe wie „wie wir“! Das heisst etwas ältere Modelle mit einem grossen „Gnusch“ an Deck. Das erste Mal treffen wir andere Weltenbummler mit den gleichen Zielen wie wir. Kaum angekommen, suchen wir den Waschsalon. Es hat sich eine grosse Menge Wäsche angesammelt. Wir finden eine deutsche, die hier einen Waschsalon mit super Service betreibt. „Hier wird deutsch gewaschen, mit Ariel;-)“ sagt sie. Na wunderbar, wir können unsere Wäsche am nächsten Tag wieder abholen. Wir gehen einkaufen und putzen das Schiff. Nach dem Abendessen („Hördnli mit Ghacktem“) lassen wir uns müde ins Bett fallen.

Seither sind wir nun in Almerimar und warten auf das nächste gute Wetterfenster für die Fahrt nach Gibraltar. Das erste Mal müssen wir jetzt auch die Gezeiten und die starke Strömung in der Strasse von Gibraltar beachten. In Gibraltar werden wir uns dann bereit machen für die Fahrt auf die Kanarischen Inseln. Wir hoffen sehr, das ein gutes Wetterfenster nicht all zu lange auf sich warten lässt. Denn Markus und Erika sind vom am 4. – 18. September in Lanzarote. Wir hoffen ganz fest, das wir rechtzeitig da sein werden.

Hier im Hafen haben wir einiges zu tun. Wir kümmern uns um die kaputte Rollanlage von unserer Fock und gehen einem beunruhigenden Geräusch beim Getriebe auf den Grund. Es gibt immer etwas zu tun.

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Proviant für unterwegs: Der Smutje hat Chili eingekocht
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Unser Fotoapparat lässt uns im Stich….In den Folgenden Fotos hat es leider diverse Fehler drin…
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Der Monika-Sessel;-)
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Entspannen auf der Überfahrt. Wir haben ungewohnt viel Zeit.
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Wir fahren “Schmetterling” mit ausgebaumter Genua
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Chlöisu ersetzt die Leine unseres beliebten Ankerballs
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Isa näht unsere Schweizerflagge wieder zusammen.
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Wir kommen der Strasse von Gibraltar näher. Der Schiffsverkehr nimmt zu.
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Sonnenaufgang unterwegs. Isa hat Wache von 5.00-8.00 Uhr und kann diesen jeweils bestaunen.
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Im Hafen von Almerimar, das Dingi wird geputzt und weggeräumt. Wir werden es erst auf den Kanaren wieder brauchen.
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Der “Anker-Bier_Kasten” wird aufgefüllt. Die Spanier stehen auf Dosen, kleine Petflaschen suchen wir vergeblich.
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Chlöisu kümmert sich um das “Geräusch” beim Getriebe.
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Wir haben 2 neue Sitzkissen gekauft. Grenzenloses “Chillaxen” garantiert;-) (Gäu Roger:-)